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Kuz.: Damit es nicht so wäre, damit uns Hitler nicht angreift, müßten
wir auf das Bündnis mit Frankreich vertrauen . . . und das wäre gewiß
geistvoll. Das wäre so dumm, als wollte man darauf vertrauen, daß der
Kapitalismus sich opfern sollte zur Rettung des Kommunismus.
Rak.: Wenn man ohne größere politische Kenntnisse als diejenigen
einer Massenversammlung diskutiert, haben Sie ganz recht. Aber
wenn das Ihr Ernst ist - entschuldigen Sie, dann bin ich enttäuscht. Ich
hielt die politische Bildung der berühmten Polizei Stalins für höher
stehend.
Kuz.: Der Angriff des Hitlerismus auf die Sowjetunion ist außerdem
eine dialektische Notwendigkeit; es heißt soviel, wie den
schicksalhaften Klassenkampf auf die internationale Ebene zu
erheben. Bei Hitler wird notwendigerweise die ganze kapitalistische
Welt stehen.
Rak.: So, angesichts Ihrer scholastischen Dialektik, bilde ich mir eine
noch armseligere Vorstellung von der politischen Bildung des
Stalinismus. Ich höre Sie sprechen, wie etwa Einstein einen
Gymnasiasten über die vierdimensionale Physik sprechen hören
würde. Ich sehe, daß Sie vom Marxismus nur seine Elementarien
kennen, das Demagogische und Populäre.
Kuz.: Falls es nicht zu lang und zu dunkel sein sollte, bitte ich Sie, mir
etwas von dieser "Relativität" und "Quantentheorie" des Marxismus
zu enthüllen.
Rak.: Keine Ironie! Ich spreche getragen von einem besseren
Wunsche. In diesem gleichen Elementar-Marxismus, den man Ihnen
noch auf Stalins Universitäten beibringt, können Sie einen Grund
finden, die Ihrer These über die Gewißheit des Angriffes Hitlers auf
die Sowjetunion widerspricht. Man lehrt ja immer noch als Eckstein
des Marxismus, daß der innere Widerspruch die unheilbare und
tödliche Krankheit des Kapitalismus ist - oder nicht?
Kuz.: Das stimmt.